Humanitäre Hilfe durch Unterstützung afghanischer Frauen und Mädchen

Humanitäre Hilfe durch Unterstützung afghanischer Frauen und Mädchen

Durch gewaltsame Machtergreifung im Jahre 1996 übernahm die Taliban, eine Anfang der 90er Jahre gegründete Terrorgruppe afghanischer Islamisten, die Regierungsmacht über den Islamischen Emirat Afghanistan. Die von diesem Moment an knapp 5 Jahre andauernde Terrorherrschaft wurde geprägt von existenzieller Angst, Gewalt und Unterdrückung. Ziel der Taliban war und ist es, den Staat und die Gesellschaft gewaltsam nach den religiösen Gesetzen, den sog. Scharia des Korans und der Überlieferungen der Sunna, auszurichten und damit den islamischen Glauben auf Basis der eigenen Interpretation, als oberste Instanz durchzusetzen. Diese Interpretation beinhaltet die Vorgabe der Lebensführung nach Gottes Wünschen und den ethischen sowie moralischen Prinzipien des Islams.

Frauen und junge Mädchen als Ziel politischer und religiöser Machenschaften

Die Einführung des neuen islamischen Rechtssystems betraf die gesamte Bevölkerung. Doch in besonderem Maße betroffen waren die Frauen und Mädchen des Landes, die nach Auslegung der religiösen Gesetze der Taliban, zur Bewahrung ihrer Keuschheit und Würde in Zurückgezogenheit leben sollten und damit fortan Opfer der Geschlechterpolitik und dessen Diskriminierung und Unterdrückung wurden.

Frauen und Mädchen war es ab diesem Moment an nicht mehr möglich ein freies und unbeschwertes Leben, in und außerhalb ihres eigenen Zuhauses, zu führen. In der Öffentlichkeit war es ihnen bspw. untersagt, farbenfrohe oder enge Kleidung, hohe Schuhe oder gar Nagellack zu tragen, da dies zur Erregung der Männer führen könnte. Ganz im Gegenteil: Sie waren gezwungen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit aufhielten, eine Burka zu tragen, die sowohl den Körper als auch das Gesicht verhüllt.
Ebenso war es den Frauen und heranwachsenden Mädchen nicht erlaubt, das Haus ohne Begleitung eines blutsverwandten Mannes zu verlassen oder unbegleitet einen Arzt aufzusuchen, in der Öffentlichkeit laut zu sprechen oder aber auch an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Die Bildung oder das Ausüben eines Berufs wurde den Frauen ebenfalls im Laufe der Regierungszeit verboten.

Die Liste der Verbote und Einschränkungen, die viele Frauen in und auch seit dieser Zeit über sich ergehen lassen müssen, ist lang und bedrückend. Die Diskriminierung und Unterdrückung der afghanischen Frauen durch die Taliban-Herrschaft erlangte bereits in den 90ern weltweite Aufmerksamkeit.

20 Jahre andauernder Kampf um Freiheit – umsonst?

Mit den durch die Al-Quaida, einer mit der Taliban verbündeten Terrorgruppe, verübten Anschläge auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001, fassten die USA und die verbündeten Kräfte den Entschluss, dem jahrelangen Terror im Afghanistan ein Ende zu setzen und in den Kampf zu ziehen, mit dem Ziel, die Taliban als regierende Einheit zu stürzen, Al-Quaida zu bekämpfen und das Land zur westlichen Demokratie zu führen.

Der 20 Jahre andauernde Krieg forderte mehr als 50 Tausend Tote und ließ mehrere Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen, um Zuflucht in einem anderen Land zu suchen. Terror, Korruption und Gewalt prägten die vergangenen zwei Jahrzehnte im Land. Doch der Kampf der vereinten Länder und der Widerstand des eigenen Volkes gegen die Taliban war nicht vergebens. Unter anderem wurde vielen afghanischen Frauen und Mädchen der Zugang zur Bildung wieder ermöglicht.

Mit dem endgültigen Truppenabzug im Sommer 2021 der USA aus Afghanistan, nahm die Taliban in rasanter Geschwindigkeit, beinahe widerstandslos, große Teile des Landes ein, zerschlug die afghanische Armee und übernahm nach rund 20 Jahren Krieg wieder die Regierung des Islamischen Emirat Afghanistan. Angst, Unsicherheit und Panik vor dem Bevorstehenden verbreitete sich im ganzen Land – und die Welt schaut(e) zu. Menschen im Land, ob Afghan:innen, Journalist:innen oder Ortskäfte, fühlten sich im Stich gelassen – und das berechtigterweise.

Die Demokratie und Humanität vieler entscheidungsbefugter oder involvierter Menschen in diesem Konflikt war und ist mangelhaft. Doch am schlimmsten trifft es in diesem Fall auch wieder die Frauen und Mädchen Afghanistans, die nun darum bangen müssen nach 20 Jahren feministischen Fortschrittes im Land, einen machtlosen Rückschritt in Kauf nehmen zu müssen, um den religiösen Ideologien der islamistisch getriebenen Taliban gerecht zu werden und nicht im schlimmsten Fall ihr Leben zu lassen.

Social Media ermöglicht eine tiefere Sicht auf die Welt

Social Media hat uns in den letzten Jahren, nicht nur ermöglicht, uns mit Menschen auf der gesamten Welt zu vernetzen, sondern auch Teile der Welt zu zeigen oder aber zu sehen, die für die mediale Verbreitung über TV, Zeitung und Radio nicht jederzeit von Relevanz erscheinen, den Zeitrahmen des Programms oder den Umfang der Tageszeitung sprengen würden. So wurden die Zustände in Afghanistan im Jahr 2021 für die Menschen aller Länder mehr als nur ein Nachrichtenbeitrag.

Wir sahen verzweifelte Menschen, die sich an startende Flugzeuge der ausländischen Truppen klammerten,
um dem bevorstehenden Terror oder gar Tod zu entkommen und dabei selbst ungewollt in den Tod zu springen.

Wir sahen afghanische und ausländische Frauen, islamischer oder anderer Glaubensrichtungen,
die sich aus Angst gänzlich verhüllten, um nicht exemplarisch zum Ziel der aufmarschierenden Taliban zu werden.

Wir sahen Menschen, die auf der Flucht erschossen wurden.

Diese Bilder, Videos und Worte aus erster Hand ungefiltert zu sehen und ungekürzt in aller Größe wahrzunehmen was gerade am anderen Ende der Welt passiert, löst jedoch nicht nur Traurigkeit, Hilflosigkeit oder Wut in den Menschen aus. Es bewegt auch zum Handeln. Die Menschen aus aller Welt fingen an Spendenaufrufe zu starten, Demonstrationen zu organisieren und Menschen in Afghanistan, insbesondere Frauen, eine reichweitenstarke Plattform zu bieten, um auch nachhaltig Druck zu machen und Eindrücke zu vermitteln – um etwas zu bewegen. Nach einiger Zeit nahm die mediale Bedeutung ab, doch die Situation im Land hat sich nicht verändert – zumindest nicht zum Positiven.

Proteste 2021 in London

Erste Rückschritte wurden gemacht und die Angst ist weiterhin ein universeller Teil des Alltags. Die Taliban wird ihre Ideologien durchsetzen und hat auch bereits damit angefangen. Was das für die Zukunft aller Frauen und Mädchen in Afghanistan bedeutet ist damit wohl deutlich klar.

Das können Wir tun

Frau mit Burka in Kunduz

Wir von KDM haben uns entschieden, diesen Blog-Artikel zu verfassen und medial weiter auf die anhaltende Situation aufmerksam zu machen, um mehr Menschen dazu zu bewegen sich (weiterhin) mit den Zuständen zu befassen und den Afghaner:innen durch finanzielle oder anderweitige Unterstützung zu helfen. Auch wir möchten unseren Beitrag leisten und dem Afghanischen Frauenverein e.V. mit unserer diesjährigen Spende finanziell unter die Arme greifen, sodass geflüchtete Familien auch über den Winter ausreichend versorgt sind und der Verein weiterhin dem Rückschritt der Gesellschaft durch aktive Projekte entgegenarbeiten kann.

Auch Du kannst helfen, indem du den Afghanischen Frauenverein e.V. mit einer finanziellen Spende unterstützt. Klicke dazu einfach auf den folgenden Link:

Über den Afghanischen Frauenverein:

1992 gründeten in Deutschland lebende Afghaninnen den AFV, um von hier aus den Menschen ihres Landes zu helfen. Der Verein zählt heute 129 Mitglieder, über 1.000 FörderInnen und über 20.000 Unterstützende.

Ziele der Arbeit:

Menschen in Afghanistan unterstützen, ihre eigenen Kräfte und Ressourcen zu nutzen und so die Zukunft Afghanistans nachhaltig zu verbessern. Mit den Spendengeldern fördert der Verein Frauen wie auch Kinder in Afghanistan unter anderem im Bereich der schulischen sowie beruflichen Bildung, finanziert die mangelnde medizinische oder aber auch Trinkwasser-Versorgung. Aufgrund des bevorstehenden Winters in Afghanistan, werden die Finanzierungen vor allem zur Bekämpfung des Hungers im Land eingesetzt.